Klimawandel, Artensterben: Ein schwieriges Erbe

18.04.2022

Alte Weizensorten
«Die Menschen haben diese Erde von ihren Vorfahren geerbt. Sie gehört ihnen aber nicht, sondern sie haben sie nur von ihren Kindern geliehen». Diesen Ausspruch habe ich frei nach der Indianischen Weisheit «Die Menschen haben die Natur nicht von den Eltern geerbt, sondern von ihren Kindern geborgt» angepasst. Die Indianer waren Naturvölker, sie lebten mit der Natur. Wir hingegen leben von der Kultur, das heisst wir greifen in die Natur ein und verändern sie. (Natürlich gab es auch bei den Indianern Kulturvölker).
Klimaschutzinitiative fürs Baselbiet
Geerbt hatten wir vor allem eine unglaubliche Fülle von Kulturpflanzen und Nutztierrassen. Die Grundlagen hierfür wurden in den Wiegen der Zivilisationen angelegt. Kulturlandschaften sind meist artenreicher als die ursprünglich gewachsene Naturlandschaft. Die Mannigfaltigkeit nahm also sogar stetig zu. Seit ca. 100 Jahren aber, geht die genetische Vielfalt immer rasanter verloren, sei es bei den Kulturarten, als auch bei den Wildarten.


Im Unterschied zu heutigen Hochleistungssorten besitzen alte Landsorten eine hohe individuelle Vielfalt. Deshalb ergeben Landsorten meist kleinere Erträge, dafür aber hohe Ertragssicherheit, da sie an die lokalen Wettervariationen angepasst sind. Hochleistungssorten sind durch Auslese und Einkreuzung von Wildgräsern sehr sortenrein auf ganz bestimmte Eigenschaften gezüchtet. Sie haben keine Genvariabilität.

Just zur selben Zeit droht die menschengemachte Klimaerwärmung (mind. +1.5°C weltweit) innert weniger Jahrzehnte die genetische Erosion zu potenzieren. Der nötige Genpool für die Auslese und Züchtung angepasster Pflanzen und Tiere schwindet. Falls die Gentechnik hier dereinst überhaupt helfen könnte, so wird auch diese Technik dannzumal sicher gerne auf einen möglichst grossen Genpool zurückgreifen können. Die Ernüchterung war gross, als im Jahr 2001 das menschliche Genom entschlüsselt war. Es stellte sich heraus, dass die Krone der Schöpfung aus nur 20'000 Genen besteht, etwa aus gleichvielen wie ein kleiner Fadenwurm. Offensichtlich ist alles viel komplizierter als gedacht. Die Vorstellung, Gene wie in einem Baukastensystem zu benutzen, musste somit begraben werden.
Es ist müssig zu fragen ob Klimaerwärmung oder die Verarmung der Mannigfaltigkeit der Natur schlimmer ist. Beides ist sehr beängstigend.
Die Kinder werden unser Erbe nicht ausschlagen können, weshalb es hochgradig unfair ist nichts zu unternehmen.
Deshalb ein Ja für den Klimaschutz aber auch ein Ja für alle Massnahmen die Biodiversität weltweit zu erhalten.
Was können wir sonst noch tun? Der ökologische Fussabdruck ist ein hilfreiches Instrument. Es wird plausibel, dass eine Kreislaufwirtschaft gefordert ist. Andererseits suggeriert es, dass ein Mensch nur belastend ist, oder im besten Fall neutral.
Jeder Mensch kann aber auch ein Vielfaches bewirken, in dem er sich für Veränderung einsetzt. Besonders viel kann man im Kleinen bewirken.
Wir freuen uns auf aktive Hilfe und Unterstützung unserer Vereinsaktivitäten.

Für den Naturschutz,
Roland Steiner